Natürliche Vielfalt

Archive des Lebens

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Natürliche Vielfalt und Archive des Lebens

Natürliche Vielfalt – Archive des Lebens

Objekte wie der angebliche Schädel des „Lindwurms“ wurden lange als Trophäen und Kuriosa zur Schau gestellt. Dem anfänglichen Sammeln um des Sammelns willen folgte seit dem Beginn des 19. Jhs. eine intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit der Vielfalt an Arten (man spricht heute von „Biodiversität“), genetischen Informationen und Ökosystemen auf der Erde. Die rund 4 Millionen Objekte, die aktuell im Kärnten Museum bewahrt und ständig erweitert werden, dienen der Sichtbarmachung dieser natürlichen Vielfalt und sind somit Archive des Lebens.

Trophäe und Museumsstück

Als vor Hunderten von Jahren nahe Klagenfurt ein riesiger Tierschädel gefunden wurde, brachte man diesen sogleich mit der Sage vom Lindwurm in Verbindung und stellte ihn stolz im Klagenfurter Rathaus an einer Kette zur Schau. Erst als die Wissenschaft im 19. Jh. erkannt hat, dass es sich um das Haupt eines Wollhaarnashorns der letzten Eiszeit handelt, wurde die Trophäe zum Museumsstück.

Naturwissenschaften in Kärnten

Mit dem ersten Erscheinen der Zeitschrift „Carinthia“ im Jahr 1811 begannen regelmäßige wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Naturkunde Kärntens. Dies führte schließlich 1848 zur Gründung des Vorgängers des „Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten“. Heute informieren neben den Publikationen in der „Carinthia“ öffentliche Vorträge, Tagungen und Exkursionen laufend über die vielfältige Forschungstätigkeit der elf Fachgruppen dieser traditionsreichen Institution.

Mineralienwelt

Über 500 bekannte Mineralien bezeugen die mineralogische und geologische Vielfalt Kärntens. Ob Goldfunde in den Tauern, Granate um Radenthein oder die vielfarbigen Mineralien aus dem Gebiet von Hüttenberg, aus dem Bleiberger Tal und den Regionen südlich der Drau, überall kommen interessante und optisch attraktive Funde ans Licht. Großzügige Schenkungen namhafter Sammler bildeten im 19. Jh. den Grundstock des Bestandes an Mineralien im „Naturhistorischen Landesmuseum" des Naturwissenschaftlichen Vereins, der mit dem Museum nach dem Zweiten Weltkrieg an das Land Kärnten übergeben wurde und heute weit mehr als 50.000 Exponate aus aller Welt zählt.

Wulfens Mineral

Der bekannte Naturforscher Franz X. von Wulfen beschrieb schon vor mehr als 200 Jahren das später nach ihm benannte Mineral Wulfenit, das aus Blei, Molybdän und Sauerstoff besteht, und zuerst in Bad Bleiberg gefunden wurde. Seine intensive gelbe bis grüne Farbe, sein Glanz und seine ansprechenden Kristallformen machen den Wulfenit besonders attraktiv.

Hüttenberger Mineralienmix

Das Hüttenberger Bergbaurevier ist für seine Vielzahl an Mineralien bekannt. Der blaue Chalcedon ist typisch für diese Region, hier in Verbindung mit Kascholong (einer Form des Opals) und Kalkspat (Calcitkristallen) auf den Eisenerzen Siderit und Limonit.

Faszination Holz

Ob in Bäumen und Sträuchern oder auch in krautigen Pflanzen, Gräsern und Palmen: Holz zeigt sich in unterschiedlichen Strukturen, Farben und Mustern. Auch die Schnittrichtung verändert das Aussehen des Holzes vollkommen. Bei vielen Hölzern zeigt sich eine optische Gliederung in ein zentrales Kernholz und ein randliches Splintholz. Zum Schutz des Holzes, der Rinde und des Wachstumsgewebes entwickeln Baumstämme eine äußere Schicht, die bei manchen Arten jahrzehntelang dünn und glatt bleibt. Andere bilden massive Borken, die beim Dickenwachstum außen aufreißen. Je nach Art des Aufreißens bilden sich charakteristische Ringel-, Schuppen- oder Netzborken.

Kärntner Entdeckung in der Wüste

Der bedeutende Kärntner Forscher Friedrich Welwitsch (1806–1872) entdeckte im Wüstensand Südwestafrikas eine eigentümliche Pflanzenart, die man zu seinen Ehren „Welwitschia mirabilis“ nannte. Die entfernte Verwandte der Koniferen entwickelt im Lauf ihres langen Lebens einen holzig-verdickten, knorrigen Stamm, dessen Oberfläche mit einer stark zerfurchten Korkschicht überzogen ist; diese kann Wassertröpfchen wie ein Schwamm aufsaugen und so entscheidend zur Wasserversorgung der Pflanze beitragen. Bei ihrer Bestäubung spielen Insekten, insbesondere Wildbienen, Fliegen oder Ameisen eine wichtige Rolle. Eine spezielle Wanzenart, die sich vom Pflanzensaft ernährt und möglicherweise auch zur Bestäubung beiträgt, ist ebenfalls häufig auf Welwitschien anzutreffen.

Zu Wasser, zu Lande und in der Luft

Die Evolution hat im Laufe von Millionen von Jahren eine Fülle unterschiedlichster Lebewesen hervorgebracht, wobei die Anzahl an Insektenarten besonders hervorsticht. Prachtvolle Schmetterlinge, Fliegen und Stechmücken, Käfer, Muscheln und Schnecken zeugen von der Vielfalt der Sammlung des Kärnten Museums. Seltene tropische Falter sind ein echter Blickfang und begeistern Kenner wie Laien gleichermaßen. Der Bestand an Weichtieren konnte durch die Schenkung der Sammlung von Dr. Heinz Mayer durch den Naturwissenschaftlichen Verein wertvoll ergänzt werden, wobei der Schwerpunkt auf Meeresschnecken und Muscheln liegt.

Luft und Liebe

Der ursprünglich aus Ostasien stammende Japanische Eichenseidenspinner wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Südsteiermark zur Seidenproduktion (z. B. für Fallschirme) gezüchtet, freigesetzt und verbreitete sich nach dem Ende dieser Nutzung allmählich auch im Burgenland, in Nordslowenien und bis nach Kärnten. Die Färbung der auffälligen Tiere reicht von grell zitronengelb bis zu schokoladebraun. Die typischen Augenflecke auf den Flügeln dienen zur Abschreckung potenzieller Feinde. Die Männchen verfügen über breit gefächerte Fühler zum Aufspüren der weiblichen Sexuallockstoffe. Dabei ist Eile geboten, denn die Falter nehmen keine Nahrung auf, sondern müssen mit den Energiereserven aus dem Raupenstadium auskommen. Sie leben daher kaum länger als ein bis zwei Wochen.

Ein Goliath unter den Käfern

Der Goliathkäfer zeichnet sich durch beachtliche Größe und Farbenpracht aus. Zwei Flügelpaare machen ihn flugfähig, aufgrund seiner Krallen ist er aber auch ein hervorragender Kletterer. Die Larven dieses Käfers erreichen ein Gewicht von bis zu 100 g und wurden von der Bevölkerung in seiner afrikanischen Heimat als eiweißreiche Nahrungsquelle genutzt.

Gefährlicher Ruhm

Die Kegelschnecke „Conus gloriamaris“, „Ruhm des Meeres“, ist aufgrund ihres gemusterten Gehäuses ein beliebtes Sammlerobjekt. Sie wurde bereits 1777 von Johann Hieronymus Chemnitz beschrieben und als besonders selten und kostbar bezeichnet. Heute kennt man ihren natürlichen Lebensraum, den sandigen Untergrund tropischer Meere um die Philippinen, Papua-Neuguinea, die Salomonen, Samoa, Fidschi und Ost-Indonesien. Mit kleinen, bis zu einem Zentimeter langen und mit Widerhaken versehenen Giftharpunen jagt sie vornehmlich nachts andere Weichtiere, Würmer, kleine Fische oder ihresgleichen. Ihr Gift kann selbst Menschen gefährlich werden.

Venus mit Stacheln

Die von Ostafrika bis zum Westpazifik verbreitete Venuskammschnecke lebt in einer Tiefe von bis zu 340 m auf Sand- oder Schlammböden an der Küste oder an Korallenriffen und ernährt sich primär von Muscheln. Ihre Schale trägt über 100 Stacheln, die sie vor Angreifern schützen und gleichzeitig vor dem Einsinken in den weichen Untergrund bewahren. Der Mensch fängt sie aufgrund ihres essbaren Fleisches und ihres bizarren Gehäuses, das unter Sammlern beliebt ist.

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