Krieg und Frieden

Von der Keltenzeit

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Krieg und Frieden

Krieg und Frieden

Den Göttern geweihte Waffen waren sakrales Objekt und Kriegstrophäe in einem. Sie stehen für den kriegerischen Aspekt des keltischen Lebens, der sich auch in der aufkommenden Münzprägung spiegelt: Als Söldner kamen keltische Krieger weit herum und brachten fremdländisches Geld in ihre Heimat, wo in der Folge eine eigene Münzprägung begann. Die engen politischen und wirtschaftlichen Kontakte mit der aufstrebenden Großmacht Rom führten zum Ausbau von Händlersiedlungen wie jene auf der Gurina oder am Magdalensberg und mündeten in der Eingliederung des Gebiets in das römische Reich unter Kaiser Claudius im 1. Jahrhundert n. Chr.

Waffen für die Götter

Raubgräber entdeckten im Jahr 1989 am Förker Laas-Riegel unterhalb des Dobratsch zahlreiche gravierte Waffen, Schwerter, Speere, Helme und Schilde, die zu insgesamt 12 bis 14 Rüstungen gehört haben dürften. Griechen, Römer und auch Kelten kannten die Sitte, den Göttern nach siegreicher Schlacht aus Dankbarkeit einen Teil der erbeuteten Waffen zu weihen und gleichzeitig öffentlich zur Schau zu stellen. Wenig wahrscheinlich ist, dass dies ursprünglich auf dem Förker Laas-Riegel erfolgte, vielmehr dürften die Waffen zu einem späteren Zeitpunkt zum Schutz vor Schändung dort vergraben worden sein.

Raubgräber und Archäologen

Mit Metalldetektoren, Spaten und detaillierten Karten suchen Raubgräber nach Schätzen der Vergangenheit, zerstören dabei aber meist den gesamten Fundzusammenhang, ohne den weiterführende wissenschaftliche Erkenntnisse kaum möglich sind. Nachgrabungen am Förker Laas-Riegel haben aber immerhin gezeigt, dass dieser bereits während der älteren Eisenzeit (9.–6. Jh. v. Chr.) und in spätkeltischer Zeit (2.–1. Jh. v. Chr.) besiedelt war. Hausrat wie eine frühe „Kochplatte“ aus Ton oder ein jüngerer Kochtopf, der zur besseren Wärmeleitung mit Graphit gemagert ist, zeugen von den technischen Möglichkeiten jener Epoche.

Keltische Höhensiedlung

Der südlich des Klopeiner Sees gelegene Höhenrücken der Gracarca trägt die slowenische Bezeichnung „Grad/Gradec“ für „Burg“ in seinem Namen. Ihre Abhänge waren mindestens seit dem 9. Jh. v. Chr. besiedelt, ihre Blüte erlebte sie aber erst in keltischer Zeit. Die Größe der Siedlung, die qualitätsvollen Funde von Trinkgeschirr, Waffen und Reiter-Zubehör zeugen von der Bedeutung des Ortes und dem Reichtum seiner Oberschicht. Funde illustrieren den Fortschritt der bäuerlichen Lebensweise (rotierende Handmühle), im Hausbau (Schlüssel) oder auch im Gartenbau (kleines Laubmesser). Eine kostbar verzierte Lanzenspitze steht für die hohe Qualität der Waffenproduktion.

Gailtaler Handelszentrum

Die Gurina-Siedlung im oberen Gailtal lag an einer der bedeutenden antiken Handelsrouten von Italien zu den Salzhandelszentren in Hallstatt und am Dürrnberg bei Hallein und weiter an die Donau. Sie existierte bereits im 9. Jh. v. Chr., erlebte ihre Blüte aber erst unter römischem Einfluss. Um die Mitte des 1. Jh. v. Chr. wurde hier ein Händlerstützpunkt eingerichtet, der 16 v. Chr. in eine befestigte Siedlung mit steinernen Häusern umgewandelt wurde. In einem einst zweistöckigen Großbau kann das Verwaltungszentrum vermutet werden. Bald nach der Zerstörung der Siedlung durch ein Erdbeben errichtete man auf der obersten Kuppe der Gurina einen Tempel, der vermutlich Herkules als Wegegott geweiht war.

Römischer Einflussbereich

In den 40er/30er Jahren v. Chr. wurde an den Abhängen des Magdalensberges eine römisch geprägte Siedlung errichtet, die sich im Wesentlichen um einen auf allen vier Seiten von Tabernen (Produktions- und Verkaufsstätten) gesäumten langrechteckigen Marktplatz (lat. forum) konzentrierte. Hier lagen auch ein Versammlungs- und Börsengebäude (lat. basilica) und eine Badeanlage. Dieses „Forum Iulium in regno Norico“ bzw. „Forum Iulium Noricum“ war also ein Handelszentrum, das von Rom außerhalb des italischen Mutterlandes angelegt worden war, um den Handel mit lokalen Produkten, vor allem dem norischen Eisen und dem Gold der Hohen Tauern, sowie italischen Importen zu fördern.

Gold für den Kaiser?

In der römischen Siedlung am Magdalensberg wurden zwei aus einheimischem Kraiger Marmor gefertigte Gussformen mit Inschriften gefunden: (aurum) C(aii) Caesaris Aug(usti) Germanici imp(eratoris) ex Noric(is metallis). Naturwissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass in die Marmorformen Gold gegossen wurde. Es entstanden darin Barren mit der Aufschrift „(Gold) des Gaius Caesar Augustus Germanicus, des Imperators, aus den norischen (Abbaugebieten)“. Zur Zeit des genannten Kaisers, besser bekannt als Caligula (37–41 n. Chr.), stand das regnum Noricum also bereits gänzlich unter römischer Herrschaft und die Metallvorkommen sowie deren Nutzung oblagen dem Regenten, einem Urenkel von Kaiser Augustus, persönlich (lat. „patrimonium imperatoris“).

Rastloser Halbgott

Eine antike Bronzestatuette des Herkules vom Magdalensberg zeigt den Halbgott in aufrechter Haltung und mit dem charakteristischen Fell des von ihm bezwungenen nemeischen Löwen. Aufgrund seiner rastlosen Wanderungen galt Herkules als Beschützer der Reisenden und Nothelfer auf Gebirgspässen. Als solcher wurde er wohl auch von den Händlern und Kaufleuten am Magdalensberg verehrt. Noch im Gründungsmythos der Römerstadt Virunum im Tal heißt es, dass ein von Gott gesandter Mann (lat. „vir unus“) die Bevölkerung von einem bösartigen Keiler befreite. Womöglich brachten die Bewohner des Magdalensberges Herkules auch mit dieser Heldentat in Verbindung.

Gemünztes Geld

Unter dem Einfluss der Mittelmeerkulturen begannen um die Mitte des 2. Jh. v. Chr. auch die Kelten des Ostalpenraumes eigene Münzen zu prägen, wobei westnorische (Noriker) und ostnorische Prägungen (Taurisker) unterschieden werden können. Beide Gruppen zeigen einen bartlosen Männerkopf mit Lorbeerkranz („Apollonkopf“) auf der Vorderseite und einen Reiter oder ein Pferd auf der Rückseite. Als Prägeherren kommen einzelne keltische Fürsten in Frage, die über das nötige Silber verfügten. Diese Münzen waren noch keine Zahlungsmittel im Alltag, sondern dienten wohl eher der Propaganda, der Kapitalhortung und dem internationalen Zahlungsverkehr.

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