Kunst und Schwert
Vom St. Georgs-Ritterorden zum Gonzaga-Reliefs
Kunst und Schwert
Um das Jahr 1500 befand sich auch Kärnten im Um- und Aufbruch: Das Mittelalter, das Zeitalter der Ritter, endete und mit der Renaissance begann eine Blütezeit der Künste und Wissenschaften. Gleichzeitig waren es politisch unsichere, von Einfällen der Osmanen geprägte Jahrzehnte. Johann Siebenhirter stand damals als Hochmeister an der Spitze des 1469 gegründeten St. Georgs Ritterordens mit Sitz in Millstatt. Einheimische Künstler wie der bekannte Maler und Werkstattinhaber Thomas von Villach arbeiteten für die vermögende Oberschicht, gleichzeitig gelangten aber auch Kunstwerke von internationalem Rang wie die Hochzeitstruhen der Paola Gonzaga von Mantua in den Ostalpenraum.
Prunkwaffe des Hochmeisters
Johann Siebenhirter stammte aus einer alten Wiener Familie und war enger Vertrauter des Kaisers Friedrich III. Anfang des Jahres 1469 übernahm er das Amt des Hochmeisters des St. Georgs Ritterordens, der Kärnten gegen die vordringenden Osmanen verteidigen sollte. Das auf das Jahr 1499 datierte Zeremonienschwert des Hochmeisters zählt zu den wertvollsten und bedeutendsten Prunkwaffen der Spätgotik im mitteleuropäischen Alpenraum. Das aus Stahl, Eisen und Silberblech gefertigte Schwert trägt das Wappen des Hochmeisters und die Marienanrufung: AVE MARIA GRACIA PLENA.
Gepanzerte Ordensritter
Ursprünglich wurde die gesamte Rüstung eines Ritters als Harnisch bezeichnet. Um etwa 1200 wandelte sich der Begriff und wurde nur mehr für die Brustrüstung verwendet. Der Harnisch des St. Georgs Ritterordens aus Millstatt trägt in der Mitte ein rotes Kreuz. Auf der rechten Seite kann man gut den Haken für die Lanze erkennen.
Schützender Schild
Als Tartsche bezeichnet man eine Schildform, die sich ab Mitte des 14. Jhs. von Mitteleuropa ausgehend entwickelt hat. Es gibt kleinere, sogenannte Reitertartschen, die aufgrund ihrer konkaven Form gegnerische Lanzen abwehren sollten und größere, viereckige Tartschen für das Fußvolk. Eine Besonderheit ist die hier ausgestellte Flügeltartsche aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs. Sie ist nach oben hin flügelartig verlängert, um den linken Arm und den Nacken der Fußknechte vor Säbelangriffen der Osmanischen Reiter zu schützen.
Doppelsöldner
Der Zweihänder oder Bihänder ist ein zweischneidiges Schlachtschwert. Mit den ursprünglich aus der Schweiz stammenden Schwertern wurde im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit die zweite Reihe der Fußsoldaten bewaffnet. Um 1500 erreichten Zweihänder eine Länge von bis zu zwei Metern und darüber hinaus, ihr Gewicht betrug vier Kilogramm oder mehr. Die Landsknechte unter Maximilian I. griffen gerne zu derartigen Waffen. Kämpfer, die im Umgang mit dem Zweihänder geschult waren, erhielten meist den doppelten Sold („Doppelsöldner“).
Gründungszeremonie in Rom
Um 1490 ist für die Stiftskirche in Millstatt die Darstellung der Gründungszeremonie des St. Georgs Ritterordens in der Lateranbasilika in Rom entstanden. Das Tafelbild zeigt den Treueeid, Ritterschlag und die Investitur (Einkleidung) mit dem Ordensgewand, wobei der Ordensgründer Friedrich III. stehend, Papst Paul II. sitzend und der Hochmeister Siebenhirter kniend dargestellt sind.
Triumph und Tugend
wenig geliebten Grafen Leonhard von Görz heiratete, brachte sie eine reiche Mitgift in die Ehe ein, zu der auch vier kunstvoll geschmückte Hochzeitstruhen gehörten. Davon stammen zwei bemalte Reliefs, die den triumphalen Auszug des römischen Kaisers Trajan und dessen gerechtes Urteil als Richter zeigen, ein Motiv, das im Mittelalter mit der Vorstellung christlicher Tugenden eines idealen Herrschers verbunden wurde. Stilistische Vorbilder des dicht gedrängten Figurenfrieses waren die Verzierungen antiker Sarkophage und Triumphbögen. Der unbekannte Schöpfer dieser Bilderwelt könnte nach Vorlagen des berühmten italienischen Renaissancekünstlers Andrea Mantegna in Mantua gearbeitet haben.
Sakrales Erinnerungsstück
Der um das Jahr 1520 entstandene Untersatz eines Flügelaltars (Predella) zeigt die Muttergottes und den Schmerzensmann mit dem Wappen des zweiten Hochmeisters des St. Georgs Ritterordens, Johann Geumann. Dieser bekleidete das Amt bis zu seinem Tod 1533 und ließ in der Stiftskirche von Millstatt die Geumannkapelle einrichten, in der sich seine Grabplatte erhalten hat.
Villacher Meister
Unter den Auftragnehmern des St. Georgs Ritterordens war damals mit Sicherheit auch der bekannte Maler und Werkstattinhaber Thomas von Villach (um 1440–1530). Als eindrucksvolles Beispiel seines Könnens ist hier die sogenannte Beweinungstafel aus Abtei ausgestellt, die er um 1493 im Auftrag des kunstsinnigen Abtes Sigmund Jöbstl von Jöbstlberg für das Benediktiner-Kloster St. Paul im Lavanttal geschaffen hat.