Barocke Pracht und schlichte Tafel

Von der Barockzeit

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Barocke Pracht und schlichte Tafel

Barocke Pracht und schlichte Tafel

Während an den Tafeln barocker Fürsten Überfluss und Pracht regierten, verzehrten die Bauern und ihre Bediensteten einfache Mahlzeiten am Familientisch in der Rauchstube. Kochgerät und Geschirr waren aus Ton oder Holz, gläserne Objekte, wie sie zu jener Zeit auch in Kärnten hergestellt wurden, konnten sich nur vermögendere Schichten leisten. Die Ausbreitung des evangelischen Glaubens war eine große Herausforderung für die katholischen Habsburger, die im Zuge der Gegenreformation hart gegen die Anhänger der neuen Religion vorgingen und auch die vormals große Macht der Kärntner Landstände entscheidend beschnitten.

Politische Prunkstücke

Als der Klagenfurter Goldschmied Pierey 1616 für die Kärntner Landstände ein repräsentatives Silberensemble bestehend aus Prunkbecken und urnenförmigem Gefäß schuf, neigte sich die politische Macht der Auftraggeber bereits ihrem raschen Ende zu: 1622 wurde ihnen das Münzrecht entzogen, 1628 erfolgte die Ausweisung des protestantischen Adels. Landstände und Landtag beschränkten sich nun auf die Erledigung und Bestätigung landesfürstlicher Forderungen. Das urnenförmige Gefäß wurde fortan als Wahlurne zur Bestimmung der ständischen Verordneten verwendet und noch bis 1988 diente sie zur Wahl der Landesräte der Kärntner Landesregierung.

Kunstsinniger Diplomat

Freiherr Johann von Khevenhüller (1538–1606) wirkte als Gesandter Rudolfs II. am spanischen Hof und gab dort im Jahr 1579 beim berühmten italienischen Künstler Jacopo da Trezzo eine Porträtbüste in Marmor in Auftrag. Das kunsthistorisch bedeutende Werk zeigt Khevenhüller in Rüstung und in einem an die Antike erinnernden Repräsentationsgestus.

Protestantisches Totengedenken

Das Totengedenkbild der Judith Kulmer aus der Kapelle von Schloss Hohenstein bei Liebenfels zeigt eine für die Kunst der Reformationszeit typische zentrale Kreuzigung Jesu innerhalb eines steinernen Triumphbogens, umgeben von drei weiblichen Heiligen, die mit ihren Attributen für die drei theologischen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung stehen. In der Sockelzone ist die Familie des Stifters Christoph Andreas Kulmer zum Rosenpichl auf Hohenstein bei der Anbetung des Auferstandenen dargestellt. Besonders auffällig sind die vielen schriftlichen Bibelzitate, die die Dominanz des geschriebenen Wortes in der Kunst der Reformationszeit zum Ausdruck bringen.

Fromillers Bildwelten

Der um das Jahr 1693 geborene Kärntner Barockkünstler Josef Ferdinand Fromiller ist als Schöpfer monumentaler Fresken wie jener in den beiden Wappensälen des Klagenfurter Landhauses bis heute ein Begriff, er schuf aber auch zahlreiche Gemälde wie sein Jahreszeiten-Familienbild von 1759, in dem der Künstler sich und seine Familie kurz vor seinem Lebensende als Personifikationen der vier Jahreszeiten darstellte. Der überwiegend in Klagenfurt tätige Maler, Kupferstecher, Radierer und Zeichner fand mit seiner Kunst schon früh Anklang in adeligen Kreisen und etablierte sich so zum erfolgreichsten Kärntner Barockkünstler, der laufend lukrative Aufträge von der weltlichen und kirchlichen Obrigkeit bekam und es damit zu beachtlichem Wohlstand brachte.

Barockes Saitenspiel

Komponisten und Musiker der Barockzeit versuchten den neuen Zeitgeist gepaart mit menschlichem Gefühl in ihre Musik einfließen zu lassen und schufen mit der Oper eine Kunstform, deren Siegeszug bis heute anhält. Italien war der Mittelpunkt der Barockmusik. Junge Musiker wurden an dortige Musikschulen geschickt und verbreiteten ihr Können in ganz Europa. Die ursprünglich aus dem arabischen Raum stammende Laute ist ein Saiteninstrument mit einem tiefen abgerundeten Boden und spielte eine herausragende Rolle in der Barockmusik, insbesondere zum Vortrag von Balladen oder Liedern. Die ausgestellte Mandora ist gewissermaßen die kleine Schwester der Laute mit nur sechs bis acht anstatt neun bis elf Saiten.

Kunstwerke aus Ton

Die Kärntner Tonlagerstätten im Lavanttal, im Gail- und Rosental sowie im Keutschacher Seental lieferten den Rohstoff zur Herstellung keramischer Produkte, der bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen gebrannten „Irdenware“. Eine Sonderform ist das besonders im Lavanttal und darüber hinaus bekannt gewordene Schwarzgeschirr, das seine Schwarzfärbung durch den sogenannten Reduktionsbrand erhielt. Damit wird das Geschirr besonders hitzeresistent. Durch die Beimengung von Graphit erhält man auch eine dunkelgrau gefärbte Keramik, die jedoch nicht für die Nutzung über offenem Feuer geeignet war. Durch Einritzen, Einschneiden und Eindrücken sowie durch Auflegen plastischer Formen wurde das Geschirr zusätzlich verziert.

Geschenk der Paten

Der Reindling ist ein typisches Kärntner Festtagsgebäck und wurde früher in flachen Tonschüsseln gebacken. Zu Ostern schenkten die Paten ihren Patenkindern den „Godenreindling“, der durch das Backen in speziellen Formen mit verschiedenen religiösen Motiven verziert war. Das ausgestellte Stück aus dem Jahr 1796 zeigt das Christussymbol IHS mit Kreuz und dem Herz mit drei Nägeln, eingeschrieben in einen Kreis. Umrahmt wird das Mittelmotiv von einem zehnstrahligen Stern.

Glasprodukte für Europa

Im frühen 18. Jh. wurden in der Glasproduktion neue Herstellungsmethoden eingeführt, die auch in Kärnten Verwendung fanden: Glasschnitt, Glasätzung, Innovationen beim Gießen und Walzen sowie neue Impulse bei der Hohlglasherstellung sorgten für immer raffiniertere Produkte. Die Zentren der Glaserzeugung lagen damals in waldreichen Mittelgebirgen, um die für die Herstellung notwendigen Brenn- und Rohstoffe (Quarz, Ton) ohne hohe Transportkosten bei der Hand zu haben. In Kärnten waren es St. Vinzenz auf der Koralpe und Tscherniheim südlich des Weißensees, von wo qualitätvolle Glasprodukte europaweit vertrieben wurden. Das Aufkommen neuer, industrieller Herstellungsmethoden bewirkte im 19. Jh. das Ende der Kärntner Glaserzeugung.

Feuerbock und Pfannenknecht

Das Kochen am offenen Feuer brachte unterschiedliche Schmiedeerzeugnisse hervor: Der Feuerbock (auch Feuerross oder Feuerhund genannt) diente zum Auflegen der Scheite, was zu einer verbesserten Luftzufuhr führte. Die Enden des Auflagers sind hochgebogen, zum Teil mit Haken zum Einhängen eines Bratspießes und vielfach mit eingerollten Enden versehen. Vierfüßige Formen waren überwiegend in Mittel- und Südeuropa verbreitet, dreifüßige Feuerböcke findet man in Westeuropa. Der eiserne Dreifuß diente zum Aufstellen von Kochgeschirr über dem offenen Herdfeuer. Dreifüße mit der Bezeichnung „Pfannenknecht“ für Stielpfannen haben einen entsprechend abstehenden Fuß mit einem davon ausgehenden Auflager.

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