Erschütternd

Seit jeher fürchten sich Menschen vor Erdbeben. Es ist das Ungewisse, das kommen kann. Erdbeben können nämlich nicht nur Bäume entwurzeln, Häuser und Straßen schwer beschädigen, sondern auch Felsstürze oder Erdrutsche (Muren) auslösen. An Meeresküsten können diese einen enorm hohen Wellengang bewirken, der zu unkontrollierten Überflutungen führen kann.

Ist das Beben vorüber, ist die Katastrophe aber noch nicht überstanden. Bei schweren Erdbeben kann es zu einer Verunreinigung des Trinkwassers und einem Engpass an Lebensmitteln kommen. Viele Menschen werden heimatlos. Gas- und Stromleitungen müssen oftmals erneuert werden und Brände, die daraus entstehen können, eingedämmt werden. Ist eine Region von einem sehr starken Erdbeben betroffen, sind längerfristige Folgen auch der Mangel an Arbeitsplätzen.

Erdbeben sind natürliche Prozesse, die nicht steuerbar sind. Wie sie entstehen haben Wissenschaftler:innen anhand des schalenförmigen Aufbaues unseres Planeten entschlüsselt. Die Erde besteht nämlich von innen nach außen betrachtet aus dem Erdkern, dem Erdmantel und der Erdkruste. Diese drei Schalen weisen unterschiedliche Temperaturen und Eigenschaften auf. Der Erdkern ist beispielsweise sehr heiß, während die Erdkruste wesentlicher kühler ist. Um einen Temperaturausgleich zu erzielen, steigt im Erdmantel, der aus heißem, verformbaren Gestein besteht, warmes Material langsam nach oben, während kühleres absinkt (Abb. A).

Abb. A: Wärmeströmungen (Konvektion) im Erdmantel bewegen die Erdplatten an der Oberfläche. Abb. B: Wärmeströmungen im Kochtopf.

Ähnliches passiert in einem Topf mit Wasser, das zum Kochen gebracht wird. Das Wasser wird durch die Herdplatte erhitzt, das erwärmte Wasser steigt im Topf auf und das Kühlere sinkt ab (Abb. B).

Abb. A: Wärmeströmungen im Erdmantel bewegen die Erdplatten an der Oberfläche.
Abb. A: Wärmeströmungen im Erdmantel bewegen die Erdplatten an der Oberfläche.
Abb. B: Wärmeströmungen im Kochtopf
Abb. B: Wärmeströmungen im Kochtopf

Durch diese Ausgleichsbewegungen werden die starren Erdplatten der Erdkruste mit den uns bekannten Landmassen und Meeren bewegt, die die oberste Schicht der Erdkruste bilden.

Diese Bewegungen der Erdplatten können voneinander weg, aneinander vorbei und übereinander stattfinden. Die Erdplatten verhaken sich dabei mitunter, sodass sich durch Druck im Laufe der Zeit eine enorme Spannung aufbaut, die sich irgendwann in Form eines Erdbebens löst.

In Kärnten entstehen derartige Spannungen durch die Bewegung der Adriatischen Platte. Diese strebt stetig nach Norden in Richtung der Eurasischen Platte (Abb. C) und schiebt sich dabei unter diese. Durch den Zusammenstoß dieser Erdplatten entstanden beispielsweise die Alpen.

Abb. C: Der Zusammenstoß von Erdplatten ruft Erdbeben hervor.
Abb. C: Der Zusammenstoß von Erdplatten ruft Erdbeben hervor.

In manchen Gebieten in Kärnten sind diese Bewegungen deutlicher zu spüren als woanders. Hier ereignen sich jedes Jahr etwa sechs Erdbeben, die man spüren kann. Viele andere sind so schwach, dass wir sie nicht bemerken. Solche Zonen gibt es in Straßburg/St. Veit a. d. Glan, in Gmünd/Katschberg, im Feistritz-Tal sowie im nordwestlichen Teil des Lavanttals. Eine weitere aktive Zone ist die Periadriatische Naht, die durch das Gailtal, das Rosental und durch die Karawanken führt. Daneben spürt man in Kärnten aber auch die stärkeren Erdbeben aus den Nachbarländern wie Slowenien und Italien. 

Zu Gebäudeschäden kommt es jedoch nur selten, etwa alle 40 bis 50 Jahre ist damit zu rechnen. Leichte Beben, die messbar, jedoch nicht spürbar sind, sind wesentlich häufiger. Auf der Homepage der GeoSphere (https://geoweb.zamg.ac.at/live_seis/pages/frame.php) kann man die aktuellen Erdbebenmessungen live verfolgen. *


*Sie müssen pop-ups zulassen, um die Erdbebenmessungen live abrufen zu können

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