ERSCHÜTTERTER MAGDALENSBERG
Ein Stadtzentrum wird umgebaut
In der römischen Stadt auf dem Magdalensberg sind um den Marktplatz (Forum) in der Zeit 10 bis 20 n. Chr. massive Um- und Neubauten festzustellen. Die Ausgräber:innen konnten eine flächendeckende Zerstörung im genannten Zeitraum feststellen.
Dies zeigt sich beispielsweise anhand:
- der Verstärkung von Terrassenmauern
- einem Wiederaufbau von Gebäuden mit exakt derselben Größe und Raumaufteilung
- der Auffüllung bzw. Abtragung von Bauten zur Gewinnung von Freiflächen oder Bauflächen
- der Aufschüttung von Terrassen zur Schaffung neuer Stadtbereiche
- der Errichtung von Großbauten über zerstörten Gebäuden
Diese Schadensbilder erstrecken sich auf folgende Stadtbereiche:
- nordwestlich des Forums: Therme/Repräsentationshaus (1), Marktbasilika/Prätorium (2), T-Bauten (3), WR-Bauten (4)
- südwestlich und südlich des Forums: Großküche/Herbergsbetrieb (5), kaiserliche Goldbarrengießerei (6)
- südöstlich des Forums: Südhangbauten (7)
- nordöstlich des Forums: Werkstättenviertel OR-Bauten (8) und NG-Bauten (9)
Die Grabungsergebnisse sprechen für einen katastrophalen Einschnitt in der Stadtgeschichte. Das Zentrum der Stadt wurde danach völlig umgestaltet. Diese Zerstörungen lassen sich nur auf ein starkes Naturereignis wie ein Erdbeben zurückführen.
Fest steht, dass der zerstörte Tempel am Gipfel des Magdalensberges nicht wiederaufgebaut wurde. Stattdessen errichtete man an der Nordseite der Marktfläche ein neues Heiligtum. Außerdem fanden an der gesamten Westhälfte und teilweise im südlichen Bereich des Forums nun öffentliche Bauten, wie ein Verwaltungsgebäude, die Gerichtsbasilika mit Tribunal und eine kaiserliche Goldbarrengießerei, Platz.
In der antiken Literatur wird vom Geschichtsschreiber Cassius Dio auch ein Erdbeben erwähnt, dass als unheilvolles Vorzeichen für eine verlorene Schlacht der Römer um 9 n. Chr. gedeutet wurde:
„[…] Die Alpengipfel schienen aufeinanderzustürzen und drei Feuersäulen emporzusenden; vielerorts machte der Himmel den Eindruck, als stehe er in Flammen […].“
Die archäologischen Untersuchungen der letzten fünf Jahre am Magdalensberg bestätigen die Zerstörung der Stadt, da:
- Die Keller an der Südseite der Marktfläche mit Bau- und Brandschutt der Zeit 10 und 20 n. Chr. verfüllt wurden.
- Über 10 Meter hohe Mauern beschädigt waren und erneuert werden mussten.
- Die Gerichtsbasilika samt Tribunal entstand.