DIE SCHÄDEN AM AMPHITHEATER IN VIRUNUM

Das Amphitheater, das gegen 125 n. Chr. zu bauen begonnen wurde, wies ein Fassungsvermögen von 3000 bis 4000 Besucher auf. Um 183/184 n. Chr. und 236/237 n. Chr. wurde dieses Bauwerk zwei Mal aufwendig restauriert, ehe es um 315 n. Chr. aufgegeben wurde. Der Ausgrabungsbefund belegt und erweitert die auf zwei lateinischen Marmorinschriften genannten Baumaßnahmen.

Die Restaurierungen im Jahre 183/184 n. Chr.

Der Inschrift des Bürgermeisters Sext. Sabineius Maximus aus dem Jahr 183/184 n. Chr. zufolge wurden:

  1. Die Mauern des Amphitheaters neu verputzt.
  2. Ein oder mehrere Zugänge errichtet.
  3. Neue Tore errichtet.

Im Zeitraum 183/184 n. Chr. traten am Amphitheater partielle Bauschäden auf. Es kam nicht zum Einsturz von Gebäudeteilen, jedoch zu notwendigen Umbauten und einer umfassenden Renovierung der Anlage.

Umzeichnung der Bauinschrift des Bürgermeisters Sext. Sabineius Maximus aus dem Jahr 183/184 n. Chr.
Umzeichnung der Bauinschrift des Bürgermeisters Sext. Sabineius Maximus aus dem Jahr 183/184 n. Chr.

Dem archäologischen Befund zufolge wurden:

4. Das Nordtor um 3,7 m nach Westen erweitert.

5. Im Bereich des Südtores zumindest das Bodenniveau angehoben.

6. Die Bedienungskammer im Westen vergrößert.

7. Der unterirdische Zugang aufgrund statischer Probleme zugeschüttet.

8. Das Bodenniveau in der Arena und im Heiligtum für die Göttin Nemesis erneuert.

9. Der Zugang IV erneuert.

Schematisierter Grundrissplan des Amphitheaters mit grün hervorgehobenen Restaurierungen um 183/184 n. Chr. nach inschriftlichen und archäologischen Quellen.
Schematisierter Grundrissplan des Amphitheaters mit grün hervorgehobenen Restaurierungen um 183/184 n. Chr. nach inschriftlichen und archäologischen Quellen.

Die Restaurierungen und Neubauten im Jahre 236/237 n. Chr.

Der Inschrift des C. Cassius Honoratus vom 15. Mai 237. n. Chr. zufolge wurde:

  • 1. Ein eingestürztes, 40 römische Fuß langes (11,85 m) Mauerstück vom Boden an wiedererrichtet.
  • 2. Die Podiummauer verputzt und mit figuralen Bildern in Lebensgröße bemalt.
  • 3. Ein neues Tor errichtet.

Umzeichnung der Bauinschrift des C. Cassius Honoratus vom 15. Mai 237 n. Chr.
Umzeichnung der Bauinschrift des C. Cassius Honoratus vom 15. Mai 237 n. Chr.

Den Grabungsergebnissen zufolge wurden:

  • 4. Das etwa 12 m lange Mauerstück identifiziert. Es handelt es sich um die innere Podiummauer südlich des Heiligtums für die Rache- und Schicksalsgöttin Nemesis. Die 1,3 m starke und 3,65 m hohe Mauer wurde vom Boden an über den alten Fundamenten wiederaufgebaut.
  • 5. Nördlich davon zwei weitere, 18,8 und 4,8 m lange Bereiche derselben Podiummauer ebenfalls vom Boden an wiederaufgerichtet.
  • 6. Der Entwässerungsschacht im Nordosten der Arena aufgegeben und aufgefüllt.
  • 7. Die Südmauer des Nemeseums und somit auch die Statthalterloge (pulpitum) darüber neu errichtet.
  • 8. Umbauten im Südportal durchgeführt.
  • 9. Aufschüttungen im Bereich des bereits 184 n. Chr. erstmalig aufgefüllten Zuganges durchgeführt.
  • 10. Das Bodenniveau in der Arena um zirka 0,5 m gehoben.


Die Osthälfte des Amphitheaters mit dem Nemesis-Heiligtum und der darüber liegenden Statthalterloge war 236/237 n. Chr. auf 43 m Länge dermaßen baufällig, dass ein Neubau erforderlich war. Auch das Südtor wies Bauschäden auf.

Typisch für die Mauerneubauten ist die Verwendung von Spolien (wiederverwendete marmorne Inschriften oder Architekturteile). Da ein Einsturz durch Wasser- oder Hangdruck aus statischer Sicht unwahrscheinlich ist, sollten hier Schäden eines schweren Erdbebens dokumentiert sein.


Schematisierter Grundrissplan des Amphitheaters mit orange hervorgehobenen Restaurierungen und Neubauten um 236/237 n. Chr. nach inschriftlichen und archäologischen Quellen.
Schematisierter Grundrissplan des Amphitheaters mit orange hervorgehobenen Restaurierungen und Neubauten um 236/237 n. Chr. nach inschriftlichen und archäologischen Quellen.
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