Die Zauberkunst erobert die Massen

Die Zauberkunst erobert die Massen

Anfang des 20. Jahrhunderts fand die Zauberkunst dank der sich rasch vermehrenden Varietés eine weitere Plattform. Durch die zahlreichen Besucher wurden die Zauberkünstler zu immer spezielleren Kreationen angespornt. Die Präsentation der Illusionen wurde immer wichtiger. Die internationale Ausweitung führte zu vermehrtem Einsatz von Musik als Ersatz der Sprache. Zu den Berühmtheiten dieser Generation gehören u. a. Okito, ein niederländischer Magier sowie Erik Weisz alias Harry Houdini. Houdini war Entfesselungskünstler und befreite sich in kürzester Zeit aus Fesseln, Zwangsjacken, Handschellen und vernagelten Kisten. Man darf Houdini ohne Übertreibung zu den größten und einflussreichsten Zauberkünstlern der Weltgeschichte zählen.

In den 20er und 30er Jahren erfreute sich eine neue Sparte der Zauberkunst immer größerer Beliebtheit: die Mentalmagie. Dabei verzichtet der Künstler ganz bewußt auf Geräte und Apperaturen. Der Mentalist benutzt mathematische Tricks und psychologische Kenntnisse, um seinem Publikum zu suggerieren er könne Hellsehen. Einer der bekanntesten Mentalisten dieser Zeit ist der Amerikaner Theodor Anneman.

In den 50er Jahren und dem beginnenden Medienzeitalter entsteht ein neuer Charakter des Zauberkünstlers. Dieser läßt alle Mystik hinter sich und verkörpert einen massentauglichen Unterhaltungsprofi. Ein Zauberkünstler dieser Zeit war Kalanag, der eigentlich Helmut Schreiber hieß. Seine perfekte Show brachte ihm auf drei Kontinenten riesige Erfolge ein. Kalanag ist der Erfinder des Zauberspruchs: „sim-sala-bim“.

Marvelli war Pionier der Fernsehzauberei. Von 1979 bis 1980 strahlte das Erste Deutsche Fernsehen die Marvelli-Show aus.

Den größten Erfolg in den Massenmedien weltweit hatte David Copperfield. Er gilt als der berühmteste Zauberkünstler der Gegenwart. In seinen Shows präsentiert er sogenannte Großillusionen. Auch Siegfried & Roy sind berühmte Stars dieses Genres.

Ein Beispiel für die modernste Art der Zauberkunst liefert der Schweizer Marco Tempest. Er ist High-Tech Zauberkünstler, der nur mit Lasern, Computern und modernsten Kommunika-tions- und Elektrogeräten arbeitet. Auf Messen wie der CeBit ist er mit seiner effektvollen Magicshow ein absoluter Publikumsmagnet.

Trotz allen Fortschritts beruht die Zauberkunst immer noch auf uralten Prinzipien. Es geht auch heute noch darum, die menschlichen Sinne geschickt zu täuschen und beim Zuschauer Illusionen hervorzurufen. Die fingerfertige Urform, die Taschenspielerkunst, lebt noch immer …

Die Zauberkunst wird salonfähig

Im 18. und 19. Jahrhundert gelang der Zauberkunst der Einzug in die Salons der gehobenen Gesellschaft, in Varietés und in die Theater. Die bisher praktizierten Fingerfertigkeiten, und das zur Schau stellen von Kuriositäten entwickelten sich zu einer auf den Bühnen statt-findenden Kunstform.

Einer der bekanntesten Bühnenkünstler war Ludwig Döbler, der auch vor J.W. von Goethe zauberte.

Ein sehr wichtiger Entwickler von Illusionen und Trickgeräten war Dr. Nepomuk Hofzinser. Er ließ alle Geräte nach seinem Tod vernichten, und nur durch aufwendige Rekonstruktionen gelang es, einige seiner Kunststücke für die Nachwelt zu erhalten.

Dank der damaligen Zaubererszene galt die Zauberkunst als chic und die damalige High-Society erfreute sich an ihr. Bald wollte man nicht nur Zuschauer sein und viele begannen mit dem Erlernen kleinerer Zauberkunststücke. So schenkte auch Goethe seinen Enkeln zu Weihnachten einen der ersten Zauberkästen. Er war ein begeisterter Fan der Zauberkunst und so schrieb er: „Das Taschenspiel ist besonders in Gegenwart eines kleinen Publikums ein herrliches Mittel zur Übung in freier Rede und zur Erlangung einiger körperlicher und geistiger Gewandtheit.“

Durch ihr stilvolles Auftreten und die klug inszenierten Vorstellungen erreichten sie immer größere Teile der Bevölkerung. Eine wichtige Figur in dieser Entwicklung war Jean Eugène Robert-Houdin, der Mitte des 19. Jahrhundert ein eigenes Zaubertheater in Paris eröffnete. Er verzichtete auf die traditionellen Gewänder der Gaukler und Taschenspieler und trat statt-dessen mit Frack und Zylinder auf. Aufgrund seiner Ausbildung als Uhrmacher war es ihm möglich, viele seiner magischen Apparate selbst herzustellen, deren Funktionsweise erstmals auch auf Elektromagnetismus beruhte.

Aufgrund seines großen Erfolges war Houdin Vorbild für viele nachfolgende Zauberer, so auch für den ungarisch-stämmigen Amerikaner Erik Weisz, der sich ihm zu Ehren Houdini nannte.

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