Fahrendes Volk
Fahrendes Volk
Zauberkunst ist eine der ältesten Kunstformen der Welt. Hieronymus Bosch stellte im 15. Jahrhundert als einer der ersten Künstler einen Gaukler auf einem Gemälde dar. Der im Mittelalter verbreiteteste Taschenspielertrick war das sogenannte Becherspiel, bei dem mehrere Kugeln unter drei Bechern hin- und herwandern. Dieses als harmlose Spielerei präsentierte Kunststück gilt als Vorläufer des Ende des 19. Jahrhunderts aufgekommenen betrügerischen Hütchenspiels, obwohl beide Kunststücke auf unterschiedlichen Strukturen und Tricks basieren.
Cornelius Bos griff 1550 das Motiv in einem Kupferstich auf. In der Menge der zahlreichen Neugierigen gibt es noch einen anderen „Taschenspieler“. Ein Mann greift nach der Börse eines Zuschauers. Mit dem Ruf der Gaukler war es in vergangenen Jahrhunderten nicht zum Besten bestellt. Anfangs zogen sie über Land und zeigten ihre Kunststücke auf Marktplätzen und Jahrmärkten. Wie bei den Zahnärzten der damaligen Zeit war die Begeisterung der Menschen zwiespältig. Zum einen sorgte das Erscheinen dieser Leute für Abwechslung, zum anderen zogen die Darbietungen allerlei Gesindel an, das die Unachtsamkeit der umstehenden Zuschauer für ihre Gaunereien nutzte. Diese fielen natürlich auf das fahrende Volk zurück. Außerdem hatte die Bevölkerung Angst vor dem Unerklärlichen. Dinge verschwanden, tauchten wieder auf, manches wurde zerstört und wiederhergestellt. Taschenspieler standen im Volksaberglauben in Verbindung zu Übernatürlichem, bösen Mächten und Hexen.
Taschenspieler
Taschenspieler wurden jene Zauberkünstler und Gaukler genannt, die mit wenigen kleinen Requisiten verblüffende Kunststücke aufführten. Sie zählten zum fahrenden Volk und traten auf Jahrmärkten und bei höfischen Festen auf. Anders als heutige Zauberkünstler verdienten Taschenspieler ihr Geld weniger durch ihre Vorführungen, vielmehr waren sie überwiegend fliegende Händler, die durch Kunststücke Aufmerksamkeit erregten und im Anschluss ihre Waren anboten, nicht selten Wunderelixiere.
Taschenspielertricks beruhen auf Täuschung des Zuschauers, die der Künstler durch Fingerfertigkeit und Ablenkung bewirkt. Im Mittelalter waren die umherreisenden Spielleute auf den Burgen oft willkommene Vertreter der heitern Kunst (gaya scienza), manchmal zugleich auch Sänger, Musiker, Taschenspieler und Spaßmacher (joculatores), weshalb dieser Name in den Ableitungsformen Gaukler und Jongleur verblieben ist. Sie gerieten früher leicht in den gefährlichen Ruf, Zauberer zu sein. Taschenspieler gehörten keinem der Stände an, waren weitgehend rechtlos und vogelfrei.
Alchemie und Hexenwahn
Während im Altertum die Priestermagier das vorherrschende Bild der Magie dominierten, entstand im Mittelalter eine neue Form: Die Alchemie. Der Glaube an die heidnischen Götter oder Dämonen sollte durch die Christianisierung im frühen Mittelalter durch das neue Gottesbild ersetzt werden – das Gegenteil war jedoch der Fall. Der Wunder- und Aberglaube nahm zu. Alles Merkwürdige, Sonderbare und Neue wurde mit dem Teufel in Verbindung gebracht.
Die systematische Vernichtung aller Bestandteile der „schwarzen Magie“ begann im Jahre 1233 mit einer Bulle von Papst Georg IX. der „Inquisito hereticae pravitas“. Es sollte aber noch schlimmer kommen, als im Jahre 1487 der so genannte Hexenhammer die Grundlage zu einer ungeahnten Jagd auf alle bildete, die sich mit den dunklen Mächten verbündet hatten. Unzählige Opfer mussten auf dem Scheiterhaufen der Inquisition sterben. Die letzte „Hexe“ wurde erst 1749 in Würzburg öffentlich verbrannt. Schlechte Zeiten für die Magier des Mittelalters, die danach suchten, was die Welt im Innersten zusammenhält. Wie schon in der Antike galten die Forschungen allen Gebieten der Wissenschaft. Man erforschte mit skurrilen Versuchsanordnungen und Experimenten – die Suche nach dem Stein der Weisen begann. Man ging davon aus, dass mit diesem aus anderen Metallen Gold herzustellen ist. Außerdem sollte aus diesem Stein der Weisen ein Lebenselixier hergestellt werden, welches unsterblich machen sollte.
Die Suche blieb erfolglos, aber trotzdem wurden die Grundlagen der modernen Naturwissenschaft gelegt. Beispielsweise wurde das Porzellan und Schießpulver erfunden und durch die astronomischen Forschungen wurde gar ein ganzes Weltbild erneuert. Die Erde war nach neuesten Forschungen nicht mehr der Mittelpunkt des Universums. Nikolaus Flamel (1330 - ca. 1413), Johann Georg Faust (ca. 1480 - 1540) oder Theophrast von Hohenheim genannt Paracelsus (1493-1541) galten als wichtige Vertreter der Alchemie. In dieser düsteren Phase der Geschichte entstand das bis heute in Märchen und Legenden zu findende Bild des Magiers, das Vorbild für die Sagenfiguren Merlin, Gandalf oder Albus Dumbledore war.
Erste Bücher zur Zauberkunst entstanden gegen Ende des 16. Jahrhunderts, auch mit dem Bedürfnis aufzudecken, dass es sich bei den angeblichen Wundern der Taschenspieler nicht um Teufeleien, sondern reine Wahrnehmungstäuschungen handelt.