Die Geschichte des MZvD (Magischer Zirkel von Deutschland)
Die Jahre 1912 – 1932
Erst Ende des vorletzten Jahrhunderts fand die unterhaltende Zauberkunst eine größere Verbreitung, und sie erlebte einen bemerkenswerten Aufschwung. Dazu trugen wohl nicht zuletzt einzelne magische Händler bei, die sich bemühten, ihre Kundschaft zu immer neuen Anschaffungen zu reizen. Um das Interesse an der Zauberkunst zu fördern, gaben einige von ihnen Zauberzeitschriften heraus, so Carl Willmann seine „Zauberwelt" und Conradi-Horster den „Zauberspiegel". Auf diese Weise merkte mancher Amateurzauberer, dass es noch andere Freunde der Magie in der Umgebung gab. Man versuchte in Verbindung zu kommen. So entstanden - vor allem in den Großstädten - die ersten Magiergruppen.
Am 31. März gastierte im Großen Saal des Wulfschen Etablissements in Hamburg-Altona der wohl produktivste Magier, den es in Deutschland je gegeben hat, F. W. Conradi-Horster. Diese Gelegenheit ließen sich die in Hamburg und Umgebung ansässigen Zauberer natürlich nicht entgehen. Eifrig debattierend standen einige von ihnen nach der Vorstellung am Büfett, um noch auf den Vorführenden zu warten, als der Hamburger Kaufmann Karl Schröder das Gespräch auf die Gründung eines Zaubervereins brachte. Von den neun Gründungsmit-gliedern wurde der damals 35jährige Karl Schröder zum Vorsitzenden, der 40 Jahre alte J. C. Schultheiß zum Kassierer und Mitglied Nr. 3, Herr F. von Barm zum Schriftführer gewählt. Dr. Sinell und J. Bernitt bestimmte man zu Revisoren. Alle neun Mitglieder wohnten in Hamburg und waren Amateure, teilweise mit reichen magischen Erfahrungen. Sie bildeten die Keimzelle des Magischen Zirkels.
MAGIE – Vereinszeitung des Magischen Zirkels, Hamburg
Das 8. Bestandsjahr des Magischen Zirkels brachte erfreuliche Fortschritte. Die MAGIE, bisher ein Provisorium, erschien erstmals gedruckt.
Karl Schröder stellte als Schriftleiter monatlich einen prominenten Zauberer vor. Er begann mit Ernst Thorn, dem ersten Ehrenmitglied des MZ. Es folgten u. a. Willi Cellar, Oskar Altani, Alois Kassner, Ching-Li-Fu (Jakob Stein), Talerno und Alfred Uferini, alles seinerzeit bekannte Profis.
Am 16. 1. 1920 fand die erste Sitzung der „Ortsgruppe Berlin im Magischen Zirkel" statt. Der zweite Ortszirkel - wenn man Hamburg als ersten ansieht - war geboren. Weitere Ortsgruppen entstanden 1920 in Stettin, Danzig und Saarbrücken. Fast gleichzeitig wurden auch in Köln und Frankfurt/Main Ortsgruppen gegründet, denen 1921 Breslau, München und im November Leipzig folgte, die 10. Ortsgruppe des Magischen Zirkels.
Ende des Jahres 1921 registrierte der Magische Zirkel bereits 358 Mitglieder, Amateure und Berufskünstler.
Die Hauptversammlung 1925 in München, die von Helmut Schreiber organisiert wurde, ist in der Presse erstmals auch als Kongress angekündigt worden. Baptist Huber stiftete eine 104 Seiten starke Festschrift.
In Berlin wurde 1926 auf der 14. HV zum ersten Mal eine Ausstellung selbstgebauter Apparate ausgerichtet. Der Erfolg dieser Idee hatte alle Erwartungen übertroffen.
Ab Oktober 1927 übernahm Helmut Schreiber die Schriftleitung der MAGIE, jetzt in Berlin. Die Zeitschrift bekam einen neuen Titelkopf (von Tagrey entworfen), der Inhalt wurde durch Bilder, Zeichnungen, Rubriken und monatlich mit „Magischen Daten“ ausgestaltet. Die MAGIE wurde Publikationsorgan der Vereinigung ungarischer Amateur-Magier Budapest und des Magischen Clubs Prag. Schreiber bemühte sich um die Übersetzungsrechte ausländischer Fachzeitschriften und wollte die MAGIE zu internationaler Bedeutung führen. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Leipzig Mai 1929 wurde Karl Schröder wieder 1. Vorsitzender und Ferdinand Uter Ehrenvorsitzender. Im September wurde die Geschäftsstelle wieder nach Hamburg verlegt. Unter der Mitgliedsnummer 807 wurde Dr. Kurt Volkmann im Juni 1928 aufgenommen und Willi Faster im Juli 1931 als Mitglied Nr. 935. Um den Geldeingang zum Ausbau der Zeitschrift zu ermöglichen, startet 1930 „Die Liste der 200…“. April, April - zum ersten Mal erschien in der MAGIE ein Aprilscherz, Titel „Ermäßigungen für Varieté Besucher“ von Jäger, Mannheim.
Geo Mylius organisierte 1931 erstmalig einen „Internationalen Magischen Kongress“, unter der Beteiligung von M.A.M.E. Budapest, USA, Schweden, Magischer Club Prag, ASAP - Frankreich und dem Magischen Club Wien. Es wurde zugleich die 19. Hauptversammlung des M.Z.
Aus Anlass des 10-jährigen Jubiläums des Ortszirkels München erschien im Dezember die erste OZ Sondernummer der MAGIE.
Im Februar 1932 erfolgte die Aufnahme des 1000sten Mitgliedes und die MAGIE brachte eine Sondernummer der Ortsgruppe Leipzig.
Die Jahre 1933 – 1945
Unsere Mütter, unsere Väter, unsere Magier. Vom Verschwinden der jüdischen Zauberer – Stolpersteine der Erinnerung.
Von Peter Schuster, aus „Zeitreisen”
„In den 30er Jahren wurden Mitglieder, die soeben noch geachtet waren, aus der Mitglieder-liste des Zirkels gestrichen. Wir stehen heute fassungslos vor den Verirrungen und suchen Erklärungen. Wie konnte ein ganzes Volk von diesen Fanatikern überwältigt werden? Nach 1945 redete und schrieb im Magischen Zirkel keiner über diese Vergangenheit. Haben sie, die passiv oder aktiv dabei waren, Scham und Reue empfunden? Aber auch wir Jüngeren fragten nicht. Es war uns, die am Ende der Hitlerdiktatur 10 oder 12 Jahre alt waren, nicht gegen-wärtig, was im deutschen Namen, auch im Namen des Magischen Zirkels, geschehen war.”
Während des MZvD-Historikertreffens 2012 wurde intensiv über den MZ in der Nazi-Zeit und den damaligen Präsidenten Helmut Schreiber diskutiert. Unterstützt durch den MZvD-Präsidenten Eberhard Riese bildete sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Bernhard Schmitz, die die damaligen Vorgänge aufarbeiten soll. Dieser Beitrag will an die verfemten und verstoßenen jüdischen Zauberer erinnern, die Frage nach der Verantwortung des MZ stellen und die Ortszirkel zur Beschäftigung mit ihrer Geschichte anregen. In einer ersten (zu ergänzenden und zu korrigierenden) Aufstellung sei an die 1936 ausgeschlossenen Mitglieder sowie an die dem MZ eng verbundene Familie Kroner und Michel Seldow, Ehrenmitglied des MZ Berlin, erinnert:
Die Jahre 1946 – 1951
Kurz nach Kriegsende war der Arbeitsmarkt desolat, eine große Zahl der Amateure nutzte ihr Hobby als Zauberkünstler und fand gute Verdienstmöglichkeiten bei den alliierten Streitkräf-ten, den Soldatenclubs, bei Wanderbühnen und in den zahlreichen Vergnügungsstätten. Es hatte noch nie so viele Varietés und Kabaretts gegeben wie in den drei Jahren vor der Währungsreform. Danach hörte es schlagartig auf.
Wie Phönix aus der Asche ist 1946 der Magische Zirkel wieder aufgeblüht. Wieder war es Karl Schröder, der die Initiative ergriff. Hamburg ist und bleibt die Keimzelle des Magischen Zirkels in Deutschland. Am 26. Januar 1946 nahm der MZ e.V. (für die britische Zone) wieder seine Tätigkeit auf und die „Monatlichen Mitteilungen“ konnten durch Vervielfältigung an die wiederangemeldeten Mitglieder versandt werden.
Mit Beginn des Jahres 1947 wurde aus den Mitteilungen eine kleine ansprechende „Magische Post“, im Druckverfahren hergestellt, mit einem Überblick über die Geschehnisse in der ma-gischen Welt. Ab 1948 erschien die Magische Post in einem größeren Format und brachte auf den Titelseiten Bilder von Berufszauberkünstlern.
München organisierte vom 20. bis 26. September 1950 einen Internationalen Kongress des Magischen Zirkels von Deutschland, der von 274 Teilnehmern besucht wurde. Ralf Bialla - „König der Bälle“ - gewann den 1. Preis und Inge Bialla erhielt den Titel „Miss MAGIE 1950/1951“.
Der MZvD wurde 1951 in die Weltorganisation der Magier "Fédération internationale des Sociétés Magiques" in Paris aufgenommen.
Neuere Geschichte
Zum 100-jährigen Bestehen des MZvD wurde dem Verein vom FISM-Präsidenten Domenico Dante eine Urkunde überreicht.
Zeitreisen
22.12.2013 (CS) Im Dezember 2013 erhielten alle Mitglieder die Jubiläumsschrift des MZvD "Zeitreisen" 1912-2012. Das Buch ist eine Retrospektive zum 100jährigen Jubiläum des MzvD.
MZvD 1912 bis 2012
04.06.2012 (CS) Die Entwicklung des Magischen Zirkels in Deutschland seit 1912 und die Geschichte des Magischen Zirkels in der DDR wird auf knapp 150 Seiten in "Die Kunst des Verzauberns" betrachtet. Das Buch anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Magischen Zirkels Hamburg erschien 2012 als Festschrift des MZ Hamburg.