Wien | Studium
Studium, Beruf, Erfolge
WIEN – STUDIUM
UNGARGASSENLAND | 1945 – 1950
Von 1945 bis 1950 studierte Ingeborg Bachmann Philosophie in Innsbruck, Graz und Wien. Ihr Studium schloss sie mit einer Doktorarbeit über den deutschen Philosophen Martin Heidegger ab.
Im Schlusskapitel dieser Dissertation kommt Bachmann auf das Verhältnis von Philosophie und Literatur zu sprechen: Es gebe Lebensbereiche, so Bachmann, zu denen Wissenschaft, Theorie und Philosophie keinen Zugang bieten; ihnen könne man sich nur durch Kunst und Literatur annähern.
Für die Grenzen der Sprache interessiert sich Bachmann auch in ihrer Beschäftigung mit Ludwig Wittgenstein: Ihre Essays über den österreichischen Philosophen trugen wesentlich zu dessen Wiederentdeckung nach 1945 bei.
Der französischen Philosophin und Mystikerin Simone Weil widmete Bachmann einen Radioessay. Beeindruckt zeigte sie sich von der Philosophin Hannah Arendt, die sie 1962 in New York kennenlernte.
Zu ihren akademischen Lehrern gehörten Hubert Rohracher (Psychologie) und Viktor E. Frankl (Psychotherapie), der sich früh mit den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus auseinandersetzt und die Philosophen Alois Dempf, Leo Gabriel, Viktor Kraft (vgl. Monika Albrecht und Dirk Göttsche (HG.): Bachmann Handbuch. 2020).
In Wien arbeitete Bachmann als Rundfunkredakteurin, lebte im 3. Bezirk und bewegte sich im Kreis um den Kritiker und Schriftsteller Hans Weigel. Die Wiener Ungargasse im 3. Bezirk und das imaginäre „Ungargassenland“ wurden später zum zentralen Schauplatz in Bachmanns Roman Malina.
Eine intensive persönliche Beziehung entwickelt Bachmann mit dem Lyriker Paul Celan, den sie im Mai 1948 in Wien kennenlernt. Ihr persönlicher und poetischer Briefwechsel aus den Jahren 1948 bis 1967 ist erhalten und publiziert.
In ihrer Wiener Zeit veröffentlicht die Autorin erfolgreich erste Gedichte (u.a. Entfremdung) und eine Reihe von Erzählungen: Die Fähre (Neufassung), Im Himmel und auf Erden, Das schöne Spiel, Das Ufer, Die Versuchung, Das Lächeln der Sphinx und Die Karawane und die Auferstehung.
Im Rahmen ihrer Tätigkeit für Radio Rot-Weiß-Rot war Bachmann auch als Autorin für die damals äußerst populäre Radiofamilie tätig (11 Sendemanuskripte in der Anfangszeit dieser Radio-Seifenoper).