DICHTUNG & MUSIK
DICHTUNG & MUSIK
Musik und Dichtung standen für Bachmann in unmittelbarer Beziehung und sie sprach in Interviews davon, dass sie ohne Musik weder leben noch arbeiten könne. Sie betonte vor allem die besondere Bedeutung der Begegnung mit Hans Werner Henze, durch die sie Musik erst wirklich verstanden habe.
Die Zusammenarbeit mit dem Komponisten gestaltete sich als Glücksfall, denn die Autorin hielt Musik für die vollkommenste Möglichkeit des Ausdrucks, sie helfe ihr, das Absolute zu zeigen, das sie in der Sprache nicht erreicht sehe. Den Begriff der ‚Komposition‘ verwendete sie auch zur Charakterisierung ihres eigenen Schreibens. Dichtungen bestehen, so Bachmann, im Fall der Vertonung zwar weiter für sich, aber sie würden ein kostbares zweites Leben in dieser Verbindung erhalten, denn durch die Musik würden sie teilhaben an einer universalen Sprache.
Gemeinsam schufen Bachmann und Henze die Ballettpantomime Der Idiot (nach Dostojewski) (1953/1960), das Hörspiel Die Zikaden (1955) sowie die Opern Der Prinz von Homburg (1960) und Der junge Lord (1965). Hans Werner Henze vertonte Nachtstücke und Arien. Nach Gedichten von Ingeborg Bachmann, für Sopran und großes Orchester (1957) und die Chorphantasien (1964) auf Bachmanns Lieder von einer Insel. Lange nach ihrem Tod schrieb er in Erinnerung an ihre erste gemeinsame Arbeit Paraphrasen über Dostojewski. In Worte gefaßt für Prinz Myschkin von Ingeborg Bachmann, für Sprechstimme und elf Instrumente (1990) (vgl. Ein Tag wird kommen. Gespräche in Rom. Ein Porträt von Gerda Haller).
Silbermond-Komposition
„Ich habe als Kind zuerst zu komponieren angefangen. Und weil es gleich eine Oper sein sollte, habe ich nicht gewußt, wer mir dazu das schreiben wird, was die Personen singen sollten, also habe ich es selbst schreiben müssen. Dann ist es lange Jahre nebenher gelaufen. Aber ich habe ganz plötzlich aufgehört, habe das Klavier zugemacht und alles weggeworfen, weil ich gewußt habe, daß es nicht reicht, daß die Begabung nicht groß genug ist. Und dann habe ich nur noch geschrieben. […] Was geblieben ist, ist vielleicht doch ein besonderes Verhältnis zur Musik.“ (Interview mit Andrea Schiffner, 5. Mai 1973. In: Ingeborg Bachmann: Wir müssen wahre Sätze finden. Gespräche und Interview).
Zur gutbürgerlichen Erziehung im Klagenfurter Elternhaus, die Bachmann in vielerlei Hinsicht als vorbildlich bezeichnete, „der Mangel an Luxus, aber nicht an Freude“ (Senza Casa), zählt auch der Klavierunterricht. Das frühe Gedicht Vor einem Instrument (1946) beschreibt das Einswerden der Musikerin mit ihrem Instrument.
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