Bachmanns Prosa

Bachmanns Prosa

„Keine neue Welt ohne neue Sprache.“
Ingeborg Bachmann: „Das dreißigste Jahr“.
In: Das dreißigste Jahr. München: Piper 1961

Erzählungen

In einem Interview im Jänner 1963 sagt Ingeborg Bachmann, dass sie aufgehört habe, Gedichte zu schreiben, „als mir der Verdacht kam, ich ‚könne‘ jetzt Gedichte schreiben, auch wenn der Zwang, welche zu schreiben, ausbliebe.“ (Bachmann, Ingeborg: Wir müssen wahre Sätze finden. Gespräche und Interviews. Hg. von Christine Koschel und Inge von Weidenbaum. München/Zürich 1983.)

Marcel Reich-Ranicki ging mit Blick auf Bachmanns Prosawerke so weit, sie als „gefallene Lyrikerin“ zu bezeichnen.

Weder hat Bachmann ganz aufgehört Gedichte zu schreiben, noch verblasst Bachmanns Prosa gegenüber ihrer Lyrik.

Die Schriftstellerin Christa Wolf sagte über Bachmanns Erzählkunst: „Ingeborg Bachmann ist keine ursprüngliche Erzählerin, wenn man darunter verstehen will, daß jemand unbefangen Geschichten erzählen und sich dabei vergessen kann. Sie berichtet keine Fälle, sondern denkt über Fälle nach – über den ‹Grenzfall, der in jedem Fall steckt›“ (Christa Wolf: Die zumutbare Wahrheit. Prosa der Ingeborg Bachmann. 1980).

„Literatur als Utopie“ nannte Bachmann die letzte ihrer Poetik-Vorlesungen, die sie 1959/60 an der Frankfurter Universität gehalten hat. Sie entwirft darin ein „Utopia der Sprache“: Die Literatur müsse mithilfe einer „neuen Sprache“ an einem Gegenentwurf zur „schlechten Sprache“ der Wirklichkeit arbeiten.

Todesarten | Romane. Fragmente

„Todesarten“ nannte Ingeborg Bachmann das Projekt eines Romanzyklus, an dem sie von 1960 an bis zu ihrem Tod 1973 arbeitete. Nach mehreren Konzeptänderungen, Abbrüchen und Neuansätzen erschien 1971 Malina als einziger abgeschlossener Roman. Die zuvor begonnenen Romane Das Buch Franza und Das Buch Goldmann blieben unvollendet.

Zentrales Thema des „Todesarten“-Projekts sind jene Verbrechen, die alltäglich im Privaten und Verborgenen stattfinden. Bachmann spricht vom „Virus Verbrechen“, der nach Krieg und Nationalsozialismus nicht verschwunden, sondern in den zwischenmenschlichen Verhältnissen verankert sei. Die weiblichen Hauptfiguren in Bachmanns „Todesarten“-Texten werden dabei vielfach zu Opfern männlicher Täter.

Auch die Auseinandersetzung mit dem Thema Krankheit ist für das „Todesarten“-Projekt zentral. Bachmann schöpfte dabei auch aus eigenen Erfahrungen: Klinikaufenthalte, psychische und physische Krankheitszustände reflektiert die Autorin außerdem in Textentwürfen, Briefen und Notaten, die erstmals 2017 unter dem Titel „Male oscuro“. Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit veröffentlicht wurden.



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