Briefe 2/2

Nelly Sachs an Ingeborg Bachmann, Briefbeilage, Ascona, [5. Juni 1960]

Mit der Schriftstellerin Nelly Sachs (1891–1970) verband Bachmann eine Freundschaft und poetische Wahlverwandtschaft. Kurz nach ihrem ersten persönlichen Treffen schickte Sachs diese Abschrift ihres Gedichts Du / in der Nacht an Bachmann, gewidmet „meiner geliebten Schwester – Freundin Ingeborg von ihrer Li“. 1961 erschien das Gedicht in Sachsʼ Lyrikband Fahrt ins Staublose. Im selben Jahr veröffentlichte Bachmann zum 70. Geburtstag der Dichterkollegin ihr Gedicht Ihr Worte, versehen mit der Widmung: „Für Nelly Sachs, die Freundin, die Dichterin, in Verehrung“.

Max Frisch an Ingeborg Bachmann, Brief (Durchschrift), [Männedorf am Zürichsee], 11. Juni 1959

Von 1958 bis 1962 verband Bachmann mit dem Schriftsteller Max Frisch (1911–1991) eine von Turbulenzen geprägte Liebesbeziehung. Im Herbst 1958 entschloss sich das Paar für einen gemeinsamen Wohnsitz im Schweizer Uetikon am Zürichsee. Den hier präsentierten Brief schrieb Frisch 1959 aus einem nahegelegenen Krankenhaus, während Bachmann die gemeinsame Wohnung in Richtung Rom verließ. Frisch erwähnt darin den Traum von einem Pferdekopf, der aus einer Felswand kommt: ein Bild, das später in seinen Roman Mein Name sei Gantenbein (1964) eingehen wird. Bei dem „Schrank aus Klagenfurt“, von dessen Eintreffen in Uetikon Frisch am Ende berichtet, handelt es sich um den Bauernkasten aus Obervellach, den Bachmanns Vater seiner Tochter geschenkt hatte.

Erich Fried an Ingeborg Bachmann, Briefbeilage, London, 26. März 1961

Der in Wien geborene und seit 1938 in London lebende Schriftsteller Erich Fried (1921–1988) hatte Bachmann 1950 in London kennengelernt. Zehn Jahre später schickte er ihr sein Gedicht Über den Bodensee, versehen mit einer Widmung für die hochgeschätzte Kollegin: „Für I. B.“.

Darin findet sich in der letzten Strophe, in der von einer „Totenstille“ die Rede ist, die „eintritt“, eine Reminiszenz an Bachmanns Gedicht Reklame aus dem Band Anrufung des Großen Bären (1956), wo es am Ende heißt: „was aber geschieht / […] / wenn Totenstille // eintritt“.


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