Ein regionaler Krieg

Besetzung von großen Gebieten in Kärnten

Krieg

An den militärischen Auseinandersetzungen in Kärnten waren 1918/19 mehr als 20.000 Soldaten beteiligt. Es handelte sich um einen regionalen Krieg von beachtlicher Größe. Auf österreichischer Seite kämpften Einheiten der Volkswehr (Bundesheer der Ersten Republik) und „Freiwilligenverbände (Heimwehren). Die südslawischen Verbände auf der Gegenseite werden als „borci za severno (slovensko) mejo“ - "Kämpfer um die (slowenische) Nordgrenze“ bezeichnet.

Österr. 15cm-Geschütz bei Haimburg. Mai 1919
Österr. 15cm-Geschütz bei Haimburg. Mai 1919 Kärntner Landesarchiv

Besetzung

Beanspruchtes Gebiet militärisch zu besetzen und damit Fakten zu schaffen, ist eine gängige Vorgangsweise. Die Kärntner Politik hat darauf mit dem Beschluss zum bewaffneten Widerstand reagiert. Jugoslawien konnte aus der Besetzung und Verwaltung des Abstimmungsgebietes keinen Vorteil erzielen. Sie wirkte auf einen Teil der Wähler offenkundig abschreckend.

Soldaten des jugoslawischen Militärkommandos in Völkermarkt, Februar 1919
Soldaten des jugoslawischen Militärkommandos in Völkermarkt, Februar 1919 Kärntner Landesarchiv

Zerstörung

Durch die Kämpfe (insbesondere durch den Einsatz von Artillerie) kam es im Unterkärntner Raum zu schweren Schäden an Gebäuden und der Verkehrsinfrastruktur. Schwerpunkte heftiger Kämpfe waren der Raum Rosenbach mit dem Karawankentunnel, die Stadt Völkermarkt und ihr Umfeld, sowie das Untere Lavanttal.

Der zerstörte Hornerhof bei Völkermarkt, 1919
Der zerstörte Hornerhof bei Völkermarkt, 1919 Kärntner Landesarchiv

Gefangenschaft

Beide Konfliktparteien haben politische Gegner in Geiselhaft genommen und interniert. Die südslawischen Besatzer brachten ihre Geiseln u. a. auf die Burg in Laibach/Ljubljana, die Kärntner Landesregierung internierte sie in Oberkärntner Orten.

Völkermarkter Bürger als Geiseln unter soldatischer Bewachung, 1919
Völkermarkter Bürger als Geiseln unter soldatischer Bewachung, 1919 Kärntner Landesarchiv

Flucht

Die Kämpfe vom Juni 1919 lösten eine Massenflucht unter der Zivilbevölkerung aus. Von den über 5.000 Flüchtlingen auf österreichischer Seite konnten viele erst kurz vor der Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 heimkehren.

Eisenbahnwaggon als Notquartier für Flüchtlinge, Sachsenburg 1919
Eisenbahnwaggon als Notquartier für Flüchtlinge, Sachsenburg 1919 Kärntner Landesarchiv
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