Mein Erinnern, dein Erinnern
... das gemeinsame Erinnern
Sie sind integraler Bestandteil der baulichen Substanz beinahe jeder Ortschaft und bleiben im Alltagsleben doch meist unsichtbar. Und das, obwohl sie „in Stein gemeißelt“ wiedergeben, was ihre Errichter und deren Zeitgenossen und Zeitgenossinnen einst zum „ewigen Gedenken“ festhalten wollten. Die Rede ist von Denkmälern. Denkmäler prägten nicht nur die Kärntner Stadt- und Dorfbilder; sie wirkten auch auf die politischen Einstellungen und die Mentalitätsgeschichte der Bevölkerung eines Landes ein. Neben den steinernen Zeugen aus der Vergangenheit gestalten auch persönliche Aufzeichnungen, literarische Werke, Ton- und Bilddokumente, Kunstwerke und sogar Alltagsgegenstände (wie beispielsweise der Kärntner Anzug) unsere Erinnerungen entscheidend mit.
Menschliches Erinnern funktioniert nicht wie der Datenspeicher eines Computers, der die einmal abgespeicherte Information unverändert bewahrt. Menschliches Erinnern ist stets die Rekonstruktion eines vergangenen Ereignisses, ausgehend von unserem Hier und Jetzt. Unsere aktuelle Situation prägt unsere Sicht auf Vergangenes: „Erinnern als Akt ist im Wesentlichen ein Erzählen, ein Erzählen der eigenen, subjektiven Wahrheiten, der ausgehandelten Wahrheiten, der nicht akzeptierten Wahrheiten.“
Erinnerungen sind nichts Statisches, vielmehr befinden sie sich als Rekonstruktionen der Vergangenheit in einem ständigen Wandel. Kollektives Erinnern unterliegt einem anhaltenden Prozess von Reflexion des Vergangenen. Ein Wandel innerhalb eines Erinnerungsfeldes tritt dann auf, wenn die bestehende Ordnung durch einen Dissens, also eine Meinungsverschiedenheit über Bedeutung und Sinn des spezifischen Erinnerns, herausgefordert wird. Diese neu konstruierten Erinnerungen sind unmittelbar Gegenstand politischer Auseinandersetzungen.
In Kärnten/Koroška existieren unterschiedliche Erinnerungsgemeinschaften, die ihre Erinnerungen mündlich weitergeben und damit das sogenannte „kommunikative Gedächtnis“ formen. Dieses manifestiert sich unterschiedlich, am prominentesten aber in Form von (auto-)biografischen Aufzeichnungen (z. B. Familienromane, Filme etc.). Als „kulturelles Gedächtnis“ werden hingegen all jene Erinnerungsträger verstanden, die Vergangenes schriftlich tradieren. Dazu zählen die erwähnten Denkmäler oder Museen.