Im Schutz der Mauern

Mehr zu den Städtegründungen

Audioguide

0:00

Städtegründungen - Im Schutz der Mauern

Im Schutz der Mauern

Im 13. Jh. wurden gleich mehrere größere Siedlungen Kärntens zu Städten erhoben und ihre zunehmend selbstbewussten Bürger gingen daran, sich in neuartiger Weise zu organisieren: Zünfte und Gilden ordneten das wirtschaftliche wie soziale Leben von Handwerkern und Händlern. Immer wieder kamen nun auch unfreie Bauern aus dem Umland in die Städte – wer „Jahr und Tag“ innerhalb der Mauern lebte, ohne vom Grundherrn zurückgefordert zu werden, galt als frei. Als „Spießbürger“ verteidigten sie die Stadt mit einfachen Waffen gegen äußere Feinde. Für innere Ordnung sorgte die städtische Gerichtsbarkeit, symbolisiert durch Stab und Schwert des Stadtrichters.

Heiliger Veit

Dieser spätgotische Altar mit acht Episoden aus dem Leben des heiligen Vitus befand sich ursprünglich in der St. Veiter Stadtpfarrkirche und ist sowohl aufgrund der Motive – vor allem die wirklichkeitsgetreuen Stadtdarstellungen im Hintergrund – als auch wegen seiner hohen künstlerischen Qualität bemerkenswert. Vitus überlebte angeblich im Zuge der Christenverfolgungen des Kaisers Diokletian grausame Hinrichtungsmethoden und starb schließlich von Engeln entrückt friedlich im unteritalischen Lukanien. Der St. Veiter Altar wurde wahrscheinlich von der vermögenden Bürgerfamilie Kaltenhauser gestiftet, die ursprünglich aus Nürnberg stammte und enge Beziehungen zum Habsburger Friedrich III. unterhielt.

Maria im verschlossenen Garten

In der spätgotischen Kunst des südöstlichen Alpenraums war die Darstellung der mystischen Einhorn-Jagd beliebt und weit verbreitet, wie dieses frühe Beispiel aus der Wallfahrtskirche von Maria Saal zeigt. Der „hortus conclusus“, der verschlossene Garten, ist jener Ort, an dem Maria die Frohbotschaft der Verkündigung erfährt. Eine Fülle christlicher Symbole aus dem Alten und Neuen Testament stehen für die Jungfräulichkeit Mariens und die durch die Geburt Jesu erfolgte Erlösung der Welt. Im Bildvordergrund sind links der Erzengel Gabriel mit vier Jagdhunden, die für die göttlichen Haupttugenden stehen, und rechts kniend der biblische Heerführer Gideon dargestellt.

Wohltätige Schutzheilige

Als Elisabeth von Thüringen 1231 im Alter von nur 24 Jahren starb, war sie aufgrund ihres selbstlosen Einsatzes für Arme und Kranke bereits weithin bekannt und beliebt. Ihre Heiligsprechung 1235 führte zu einem regelrechten Reliquienkult und zur Schaffung zahlreicher neuer Andachtsstätten. So auch in der damaligen Landeshauptstadt St. Veit, wo man ein Armen- und Lebrosenhaus mit angeschlossener Spitalskapelle einrichtete. Die ursprünglich dort aufgestellte, fast lebensgroße Elisabethstatue stammt von einem unbekannten Künstler aus dem Umfeld der Jüngeren St. Veiter Schnitzwerkstätte (um 1515) und zeigt die jugendlich wirkende Heilige mit einem Wasserkrug in Form einer Zinnkanne und einem Laib Brot als Zeichen ihrer sozialen Fürsorge und Wohltätigkeit.

Alles was Recht ist

Der Stadtrichterstab war das Symbol der richterlichen Gewalt, mit ihm leitete der Vorsitzende die Verhandlungen. Auch das Richterschwert stand für die selbstständige Justizhoheit einer Stadt. Zur Vollstreckung von Verstümmelungen oder Enthauptungen diente dagegen das Richtschwert, besonders grausame Hinrichtungen vollzog der Henker mit dem gefürchteten Hochgerichtsrad, mit dem die Glieder des Verurteilten zertrümmert wurden. Zur Bestrafung kleinerer Vergehen dienten Brandmarkungseisen, Schandmasken und spezielle Fesseln wie die Doppelhalsgeigen.

Bischöfliches Rechtsgeschenk

Der Gurker Bischof Urban Sagstetter schenkte der Stadt Straßburg im 16. Jh. diesen Stadtrichterstab. Der hölzerne Schaft trägt auf der einen Seite einen achteckig gestuften Griff mit rundem Knauf und eine Inschrift: URBAN.BISCHOF.ZV.GVRGKH/HAT.DAS.GERICHT.VND/RAT.DER.STADT.STRASBV/RG.MIT.DISEM.STAB.GEZ/IERT.VND.BEGABT.1561/VERHORT.EVRE.BRVEDER.VND.RICH/TETET.RECHT.ZWISCHEN.IEDERMAN/ER.SEI.BRVDER.FREMBDLING.DEV.I. Ein versilbertes Messingrohr bildet die Spitze des Stabes, darauf thront eine Bischofsfigur. Am Knauf befindet sich das eingravierte Wappen des Bischofs Urban Sagstetter.

Brandmale

Der Brauch des Brandmarkens wurzelt schon in der Antike und setzt sich im Mittelalter fort. Verbrechern wurde neben dem Stadtzeichen auch ein Bild ihrer Tat eingebrannt. Schwerverbrecher erhielten das Zeichen eines Rades oder Galgens. Beide ausgestellten Brandstempel datieren in das frühe 17. Jahrhundert und stammen aus der Registratur des k.k. innerösterreichischen Appelationsgerichts in Klagenfurt.

Unterm Rad

Das Rädern ist eine Hinrichtungsmethode des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Die betroffene Person wurde auf dem Boden festgebunden, dann ließ der Scharfrichter das Richtrad mit voller Wucht auf den Verurteilten niedersausen. Üblicherweise begann er mit dem Brechen der Füße und arbeitete sich bis zu den Armen vor. Manchmal bekam der Henker die Erlaubnis, einen Verurteilten noch während des Aktes des Knochenbrechens zu töten. Wenn es eine solche Begnadigung nicht gab, wurde der Körper nach der Tortur tot oder lebendig in das Rad geflochten und zur Schau gestellt.

Klagenfurter Richterschwert

Schwerter sind Zeichen der Macht, sie entscheiden über Leben und Tod. Schwerter sind aber auch Zeichen der hohen Gerichtsbarkeit. Das sogenannte Richterschwert ist eine reine Zeremonienwaffe, die nicht mit dem Richtschwert des Scharfrichters verwechselt werden darf. Das ausgestellte Richterschwert stammt aus dem Jahr 1587 und zeigt auf seiner geätzten Klinge den Gekreuzigten und ein Rad beziehungsweise Maria mit Kind und einen Galgen.

Schändliche Masken

Durch das Tragen einer Schandmaske verlor der Bestrafte seine Ehre und wurde öffentlich dem Spott und der Lächerlichkeit ausgesetzt. An den Masken ließ sich erkennen, wessen Vergehen man beschuldigt wurde: Frauen, die gerne über andere herzogen, erhielten Masken mit großen Mündern oder heraushängenden Zungen. Wer sehr neugierig war, bekam eine mit übergroßen Ohren und wer sich unsittlich benahm, trug eine Maske wie ein Schweinekopf. Kleine Glöckchen sollten die Aufmerksamkeit der Leute erregen, wenn der Träger durch die Straßen ging.

Unehrenhafte Fessel

Halsgeigen sind eine Art Fessel aus Holz oder Metall, die sich im Mittelalter und der Frühen Neuzeit vor allem im deutschsprachigen Raum großer Beliebtheit erfreute. Bei leichteren Vergehen wie Diebstahl oder heftigem Streit wurden die Delinquenten mit Hals und Armen in eine Doppelhalsgeige gesperrt. Dadurch waren sie nicht nur aneinander gekettet, sondern auch nahezu bewegungsunfähig. So wurden sie, wie bei allen Ehrenstrafen üblich, in die Stadt geführt oder an den Pranger gestellt und damit dem Gespött der Leute ausgesetzt.

Spießbürgerlich

Im Mittelalter hatte der Begriff „Spießbürger“ noch keine negative Bedeutung, im Gegenteil: Die weniger vermögenden Bürger leisteten voll Stolz Schutz- und Abwehrdienste mit einfachen Waffen, etwa Hellebarden, und unterstrichen dadurch ihre Zugehörigkeit zur Bürgergemeinschaft. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen wurden die Spieße nutzlos. Für all jene, die trotzdem daran festhielten, wurde „Spießbürger“ zum Spottnamen. Ab dem 17. Jahrhundert werden alle Menschen, die sich dem Fortschritt verschließen, so bezeichnet.

Zunftleben

Im 11. Jh. organisierten sich die Handwerker in den Städten in Zünften mit eigenen Bräuchen, Traditionen und Symbolen. Die Zunftzeichen waren Ausdruck des gemeinschaftlichen Berufsverständnisses und gleichzeitig eine wichtige Orientierungshilfe in jeder mittelalterlichen Stadt. In der Zunfttruhe wurden nicht nur wichtige Dokumente und Unterlagen aufbewahrt, sie spielte auch eine große Rolle bei Zeremonien. Der Zunftkrug/die Zunftkanne repräsentierte das Selbstbewusstsein der Handwerker und wurde etwa bei der Ernennung zum Jungmeister tatsächlich verwendet. Eine besonders einflussreiche Zunft war in Kärnten die der Schuhmacher, die im Spätmittelalter – einer zeitgenössischen Quelle nach – unter allen Handwerkern am zahlreichsten waren.

Zunftkanne der Schmiede und Wagnermeister zu Klagenfurt

Bei vorliegender Zunftkanne der Schmiede und Wagnermeister zu Klagenfurt aus dem Jahr 1606 handelt es sich um eine leicht verjüngende Kanne ohne Dekor und Schmuck. Sie ist aus Zinn gefertigt und steht auf Kugelfüßen. Auf dem Deckel hält ein Greif ein Aufsatzschild mit den Werkzeugen der Zunft und der Jahreszahl 1606.

Zu den Städten Kärntens

logo kärnten.museum