Erschütternd

Erdbeben werden von den Menschen zu Recht gefürchtet – in wenigen Sekunden zerstören sie Häuser und Straßen, fällen Bäume und reißen tiefe Gräben auf. In ihrer Folge kommt es zu Felsstürzen, Erdrutschen und Tsunamis.

Und die Katastrophe hört mit dem Beben nicht auf: Menschen verlieren nicht nur ihr Dach über dem Kopf, sondern auch Lebensmittel und das Trinkwasser wird verunreinigt. Zerstörte Gas- und Stromleitungen können zu weitreichenden Bränden führen. Ist eine Region von einem sehr starken Erdbeben betroffen, gehen in der Folge auch die Arbeitsplätze verloren. 

Erdbeben sind natürlich ausgelöste und nicht steuerbare Naturphänomene. Die Erde wirkt auf uns starr, ist dabei aber ständig in Bewegung. Wie ein Puzzle aus verschiedenen Teilen liegen die starren Erdplatten mit Landmassen und Meeren auf dem weicheren Erdmantel aus heißem, verformbaren Gestein. Weil die Erde versucht, die Temperatur zwischen dem heißen Erdkern und der kühleren Erdoberfläche auszugleichen, steigt im Erdmantel warmes Material langsam nach oben und kühleres sinkt ab (Abb. A). Ähnliches passiert in einem Topf mit Wasser, das zum Kochen gebracht wird. Das Wasser wird zunächst unten an der Herdplatte warm, das erwärmte Wasser steigt auf und das kühlere an der Oberfläche sinkt ab (Abb. B). 

Abb. A: Wärmeströmungen (Konvektion) im Erdmantel bewegen die Erdplatten an der Oberfläche.
Abb. A: Wärmeströmungen (Konvektion) im Erdmantel bewegen die Erdplatten an der Oberfläche.
Abb. B: Wärmeströmungen im Kochtopf
Abb. B: Wärmeströmungen im Kochtopf

Durch diese Ausgleichsbewegungen (Konvektionsströme) werden die Erdplatten an der Oberfläche bewegt. Diese Bewegungen können aneinander vorbei, übereinander oder voneinander weg stattfinden. Da die Erdplatten starr und nicht weich verformbar sind, verhaken sie sich ineinander und es baut sich durch den Druck mit der Zeit eine enorme Spannung auf. Diese löst sich irgendwann mit einer ruckartigen Bewegung, wobei enorme Energie frei wird und die Erde erbeben lässt!

Die Spannungen in Kärnten entstehen durch die Bewegung der Adriatischen Platte, die sich nach Norden in Richtung Eurasische Platte bewegt (Abb. C). Durch die Kollision der Erdplatten entstand das Faltengebirge der Alpen, wobei sich Adria unter Europa schiebt. Durch Druck und Zugspannung entstand ein dichtes Bruchzonen-Netz, das im Gebirge durch die großen Täler nachgezeichnet wird.

Abb. C: Erdbeben entstehen in den Alpen durch den Zusammenstoß (Kollision) der Erdplatten.
Abb. C: Erdbeben entstehen in den Alpen durch den Zusammenstoß (Kollision) der Erdplatten.

An lokale Bruchzonen in Kärnten ereignen sich im Jahr durchschnittlich sechs spürbare Erdbeben sowie unzählige schwache Beben. Seismische Aktivität kennt man vor allem von der Bruchzone von Straßburg/St. Veit, von Gmünd/Katschberg oder das Feistritz-Tal sowie aus dem nordwestlichen Teil des Lavanttals. Auch die Seitenverschiebung der Periadriatischen Naht, die sich in Kärnten durch das Gailtal, das Rosental und die Karawanken zieht, ist eine seismisch aktive Zone. Daneben spürt man in Kärnten aber auch die stärkeren Erdbeben aus den Nachbarländern wie Slowenien und Italien.

Zu Gebäudeschäden kommt es jedoch nur selten, etwa alle 40 bis 50 Jahre ist damit zu rechnen. Leichte Beben, die messbar sind jedoch nicht spürbar, sind wesentlich häufiger. Auf der Homepage der GeoSphere kann man die aktuellen Erdbebenmessungen live verfolgen (https://geoweb.zamg.ac.at/live_seis/pages/frame.php).*

*Sie müssen pop-ups zulassen, um die Erdbebenmessungen live abrufen zu können

logo kärnten.museum