Archäologie der Koralmbahn

Der Bau der Koralmbahn war nicht nur aus verkehrstechnischer Sicht ein Jahrhundertprojekt, er setzte auch neue Maßstäbe in der archäologischen Begleitung von Bauvorhaben.

Der Bau der Koralmbahn war nicht nur aus verkehrstechnischer Sicht ein Jahrhundertprojekt, sondern setzte auch neue Maßstäbe in der archäologischen Begleitung von Bauvorhaben. Die ersten Erkundungen starteten bereits in der Planungsphase in den 1990er Jahren. Sowohl auf steirischer als auch auf Kärntner Seite begleiteten die Archäologen den gesamten Bau über fast zwei Jahrzehnte. Die Gesamtlänge der Strecke beträgt 130 km. Damit ist die Koralmbahn der „längste archäologische Schnitt“ im Südosten Österreichs. Die Arbeiten in Kärnten dauerten von 2008 bis 2019. In dieser Zeit war das Landesmuseum für Kärnten und die Archäologische Dienst Kärnten gem. GmbH im Auftrag der ÖBB Infra AG tätig. Freigelegt wurden rund 1300 archäologische Befundobjekte und über 7000 Fundkonvolute und Artefakte. Zu den besonderen Fundstellen zählt ein keltisches Gräberfeld im Granitztal, wo 62 Gräber aus der Zeit von 250 bis 150 v. Chr. ergraben wurden. Die Toten wurden verbrannt und die Asche in Urnen bestattet. Persönliche Gegenstände wie Schwerter, Fibeln oder Schmuckreifen wurden den Verstorbenen mit ins Grab gegeben. Noch älter als diese Funde ist ein Bronzehortfund, der aus Eis bei Ruden stammt. Unter einem Stein verborgen lagen bronzene Waffen, Werkzeuge, Schmuck und Kupferwerkstoff, die in die Zeit 1400/1300 v. Chr. zu datieren sind. Ähnlich Bauern, die einen Teil der Ernte als Dank spenden, haben auch Schmiede und Bronzegießer Werkstücke wieder der Erde zurückgegeben. In St. Paul im Lavanttal siedelten im Bereich des heutigen Bahnhofs bereits vor 4500 Jahren Menschen. Keramikfragmente, spärliche Überreste von Häusern und Gräber zeigen, dass hier über einen Zeitraum von 1000 Jahren ein Dorf war. Jünger, aber immer noch rund 2000 Jahre alt, sind die Spuren, die rund um Srejach unweit des Klopeiner Sees freigelegt wurden. Hier stand einst eine römische Villa, die um 300 n. Chr. durch einen Brand vernichtet wurde. Römische Gräber fanden sich nicht nur hier, sondern auch knapp drei Kilometer weiter östlich in Kühnsdorf. Die Gräber waren entlang einer römischen Straße angelegt, deren Überreste in Form eines bis zu einem Meter starken Straßenkörpers aus Kies, Sand, Lehm und Steinen ebenfalls entdeckt wurden. Dass die Geschichte damit noch lange nicht zu Ende war, zeigen frühmittelalterliche Gräber, ebenfalls aus Srejach. Die hier Bestatteten lebten um 700 n. Chr. und damit in der Zeit, als das slawischen Fürstentum Karantanien bestand. Deformierungen an den Hüftknochen zeigen, dass die hier bestatteten Männer einst viel Zeit am Pferd verbrachten. Der Bau der Koralmbahn brachte nicht nur eine rasche Verbindung zwischen den Landeshauptstädten Klagenfurt und Graz. Er ermöglichte auch Einblicke in vergangene Zeiten und bereicherte das Wissen um frühere Kulturlandschaften. Die Ausstellung im kärnten.museum gibt mit vielen Exponaten einen Einblick vergangenes Leben entlang der Koralmbahn.

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